Ein Nebensatz in einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Koblenz zur
IGS in Mainz-Bretzenheim könnte jetzt zu einer Lösung führen. Die
Richter haben nämlich die Einbeziehung der Länge des Schulweges als
mögliches Kriterium beim Aufnahmeverfahren anerkannt.
168 Plätze
stehen im kommenden Schuljahr in Klasse fünf der IGS zur Verfügung. Wie
viele tatsächlich im neuen Schuljahr zur IGS wollen, ist noch ungewiss.
Am 1. Februar endet die Bewerbungsfrist. Gibt es mehr Schüler, als die
Aufnahmekapazität es zulässt, entscheidet ein Aufnahmeausschuss in einem
komplizierten Verfahren.
Bevor die Trägerschaft der IGS vor drei
Jahren von der Verbandsgemeinde auf den Rhein-Hunsrück-Kreis überging,
gab es keine Probleme. In die damalige Pflichtschule mussten alle Kinder
aus der VG aufgenommen werden.
Der Wegfall der „Lex Kastellaun“
führte dazu, dass zum Beispiel ein Kind aus Bell nicht gemeinsam mit
seinen Freunden aus der Grundschule seine Schulzeit an der benachbarten
Kastellauner IGS fortsetzen konnte, sondern zur IGS nach Emmelshausen
wechseln musste. Betroffene Eltern protestierten vergeblich dagegen.
Auch
die Politik beschäftigte sich intensiv mit dem Problem. Ein Antrag des
Kreistags, die Klassenmesszahl vorübergehend anzuheben, lief genauso ins
Leere wie die Forderung nach Schulbezirken, die den IGS-Besuch
ermöglicht hätten. Die Aufsichtsbehörde (ADD) lehnte grundsätzlich ab.
Publik
wurde das Koblenzer Urteil laut Bürgermeister Marlon Bröhr vor drei
Tagen. In der jüngsten Verbandsgemeinderatssitzung am Mittwochabend in
Hollnich zog die SPD-Fraktion konsequenterweise ihren Antrag zurück. Die
Verbandsgemeinde sollte darin dem Kreis als Schulträger eine
Beteiligung der VG an den Sachkosten anbieten. Im Gegenzug dazu sollte
der Kreis die Aufnahme von Kindern aus der VG bevorzugt mittragen.
Sowohl Bröhr als auch SPD-Fraktionssprecher Klaus-Peter Müssig
begrüßten, dass entgegen der bisherigen Auffassung nun höchstrichterlich
die Erreichbarkeit zur Schule als Kriterium im Aufnahmeverfahren
anerkannt wurde.
„Kinder, die von Bell den langen Schulweg nach
Emmelshausen haben, weil sie nicht zur viel näher gelegenen Kastellauner
IGS dürfen, wird es wohl zukünftig nicht mehr geben“, erhofft sich
Müssig. Schüler aus Emmelshausen sollten sich an den gleichen Grundsatz
halten und ihre eigene IGS besuchen.
Alle Fraktionen nahmen die
neue Entwicklung mit Erstaunen zur Kenntnis. Überrascht waren auch
anwesende Eltern, die sich über den aktuellen Sachstand informieren
wollten. Sie teilten den Optimismus nicht: „Wir haben schon so viele
Niederlagen einstecken müssen“, lautete ein Kommentar.
(Artikel von Werner Dupuis aus "Rhein-Zeitung-online" v. 25.1.13)
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